Stellungnahme der FDP zu TOP 10 (öffentlich) der Gemeinderatssitzung am 09.04.2025:
„Erweiterung Friedhof Ruit Baubeschluss“
Vorlage 062/2025
von Joachim Werner
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Bolay, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Bürgerinnen und Bürger,
Wer über den Friedhof in Ruit läuft, mag verwundert über die Nachricht sein, dass die Stadt den Friedhof erweitern muss. Nach außen hin sind viele Flächen des Friedhofs leer bzw. freie Grasflächen sichtbar. Dass der Friedhof allerdings an sein Limit kommt, sieht man, wenn man auf den Belegungsplan schaut. Dieser zeigt, dass nur noch wenige freie Flächen zur Verfügung stehen.
Die Situation auf dem Friedhof wird sich in den nächsten Jahren weiter verschlimmern. Dazu tragen mehrere Faktoren bei:
1) Der Friedhof in Ruit ist aufgrund seiner guten ÖPNV-Anbindung mit Bus und Stadtbahn sehr beliebt, vor allem bei älteren Angehörigen. Im Vergleich dazu ist der Friedhof Weiler Park in der Parksiedlung deutlich schwieriger zu erreichen. Auch der fehlende Friedhof des Scharnhauser Parks trägt zu dieser Attraktivität bei.
2) Die scheinbar freien Flächen auf dem Friedhof in Ruit sind durch Wahlgräber bereits vergeben. Bei dieser Grabart erwirbt man zu Lebzeiten eine Grabstätte, die dann immer wieder verlängert werden kann. Die bestehenden Regelungen der Friedhofssatzung führen dazu, dass diese Belegungen zeitlich nicht planbar sind und uns für Jahrzehnte einschränken.
3) Mit einer sich verändernden Bestattungskultur nimmt die Nachfrage nach Urnengräbern stetig zu. Dieser Anteil hat sich auch in Ostfildern über die letzten Jahre stetig vergrößert. Vor allem hier entsteht der Bedarf für mehr Angebot.
Heute liegt ein Entwurf zur Abstimmung vor, der eine Erweiterung des Friedhofs auf der Südwestseite vorsieht. Hierbei handelt es sich um eine der letzten ungenutzten Grünflächen innerhalb der Stadt. Zwar handelt es sich bei diesem Vorhaben nicht um eine klassische Versiegelung von Flächen, da diese Nutzung immer noch sehr „naturnah“ ist, trotzdem ist es schade, diese Fläche zu verlieren.
Durch das Errichten einer neuen Friedhofsmauer wird das bestehende Friedhofswegle zum Kronenplatz stark eingeengt. Hier ist der neue Vorschlag zu begrüßen, der durch das weitere Abrücken vom Wegle weniger Enge erzeugt. Weiter ergeben sich für die Anwohner an der Südseite aufgrund der Nähe zur Erweiterungsfläche Einschränkungen. Diese Einschränkungen sind durch die angepasste, eingerückte Mauer nun wesentlich geringer.
Die Entscheidung über die Erweiterung des Friedhofs in Ruit fällt mir heute nicht leicht. Neben der Abwägung der negativen Aspekte hinterfrage ich das Kosten-Nutzen-Verhältnis und die Nachhaltigkeit dieser Maßnahme. Bei der aktuellen Finanzsituation der Stadt sind die Kosten von über einer Million Euro sehr schmerzhaft. Vergleicht man die aktuelle jährliche Bestattungsrate von ca. 70 Urnenbestattungen in Ruit mit der Anzahl neu geschaffener Urnengräber von ca. 420, so wird uns die Erweiterung vielleicht noch nicht einmal zehn Jahre lang aushelfen. Ich stelle mir daher die Frage, ob diese Maßnahme nicht nur Symptombekämpfung ist. Und wenn es so ist, sollten wir schnellstmöglich über weitere nachhaltigere Maßnahmen diskutieren und entsprechend handeln.
Ich werde dem Antrag zustimmen.